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Krieg Der Leuchtschriftanlagen

Am Potsdamer Platz

"Die Freie Berliner Presse Meldet" versus "Der kluge Berliner kauft bei der HO"

"The Free Berlin Press Announces" versus "The Intelligent Berliner Buys With The H.O."

Am 10. Oktober 1950 wird auf dem Westsektor des Potsdamer Platzes (vor dem Hotel Esplanade) die Leuchtschriftanlage »Die freie Berliner Presse meldet« von Westberliner Zeitungsverlagen in Betrieb genommen und ist bis 1974 im Einsatz. Von der DDR wird die Konstruktion als Lügenbalken bezeichnet und es werden trickreiche Versuche unternommen die Westberliner Leuchtschriftanlage zu verdecken.

Die Gittermastkonstruktion war 25 Meter hoch und verfügte über ein 30 Meter langes und anderthalb Meter hohes mit über 2000 Glühbirnen ausgestattetes Feld auf dem in Richtung Ostsektor die Nachrichten der freien Berliner Presse abgestrahlt wurden.

1963 geht auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes in der Kochstraße 22/23 (Kreuzberg) eine weitere Leuchtschriftanlage in Betrieb, die über die Sektorengrenze hinweg Nachrichten ausstrahlte.

Günther Bellmann beschreibt in seinem Buch "Potsdamer Platz: Drehscheibe der Weltstadt" sogar, dass auf Ostberliner Seite im Gegenzug ebenfalls eine Leuchtschriftanlage installiert wurde, jedoch nicht mit der Anzeige in Richtung Westsektor, sondern mit den Leuchtbuchststaben ebenfalls wie das Westprodukt in Richtung Ostsektor, um den Ostberlinern das Lesen der Westberliner-Leuchtschriftanlage zu erschweren. Sowohl im West- als auch im Ostsektor scheinen die Gittermastenkonstruktionen der Leuchtschriftanlagen regelmäßig erhöht bzw. verkürzt worden zu sein, um das jeweilige Verdecken aus dem anderen Sektor zu vereiteln. Aus anderen Quellen ist zu erfahren, dass auch das Werbebanner "Der kluge Berliner kauft bei der HO" die Westberliner-Leuchtschriftanlage verdecken sollte.

"Beide Mastkonstruktionen repräsentierten, wenn auch in banalisierter Form, den großen Weltkonflikt, der auf dem Platz fortan den Ton angab." (Gerhard Panzer, 2004,  Erinnerter Raum)

Die beiden konkurrierenden Leuchtschriftanlagen (auf dem Bild der Ostberlineranlage scheinen sogar zwei Mechaniker bei der Arbeit erkennbar zu sein)

Ostberliner Leuchtschriftanlage "Der kluge Berliner kauft bei der HO" (rechts im Bild die Ruine des Aschinger Hotels "Der Fürstenhof"; mittig im Bild die Ruine eines der Schinkelschen Torhäuser; ganz links ist einer der "überlebenden" S-Bahnpylonen zu sehen).

Hamburger Abendblatt  Nr. 239 vom 12.10.1950 West-Berlin strahlt Nachrichten in den Ostsektor: Am Potsdamer Platz, wo drei Besatzungszonen zusammenstoßen, lesen die nachrichtenhungrigen Ost-Berliner jeden Abend von einer 25 Meter hohen Leuchtschriftanlage die neuesten Meldungen aus dem Westen. Vergeblich versuchen Scheinwerfer von dem 30 Meter entfernten HO-Kaufhaus im Sowjetsektor die Meldungen der "freien Berliner Presse" zu stören.

Hamburger Abendblatt Nr. 244 vom 18.10.1950 Seite 1 Mit Preßluft gegen Birnen

Die West-Berliner Leuchtschriftanlage, die seit Tagen vom Potsdamer Platz Nachrichten in den Ostsektor strahlt, soll jetzt auf Anordnung des ostzonalen Staatssicherheitsamtes mit einem "Spezialkatapult" zerstört werden.

Zu diesem Zweck hat man die Düse eines normalen Feuerwehrspritzrohres ausgebohrt: Ein mit kleinen Steinchen und Eisenstücken gefüllter Feuerwehrschlauch soll angeschlossen und mit einem Preßluftgerät verbunden werden.

Leuchtschriftkrieg Hamburger Abendblatt Nr. 276 Seite 2 Sonnabend / Sonntag 25.-26. November 1950

Am Potsdamer Platz stehen sich jetzt die Leuchtschriftanlage der West-Berliner Presse und die Reklame der Ost-Berliner Handelsorganisation gegenüber. In die West- Sektoren leuchtet es seit gestern "Der kluge Berliner kauft in der HO". Die West-Berliner Pressenachrichten werden dadurch kaum beeinträchtigt.

D E R L E S E R F R A G T : Wer bestimmt den Berliner Wechselkurs? DIE ZEIT, 20.11.1959 Nr. 47 - 20. November 1959

Berliner, die 1949 die damalige Währungsreform in ihrer Heimatstadt erlebten, entsinnen sich noch der ersten verlockenden Propagandaangebote an die Bewohner der Westsektoren: „Der kluge Berliner kauft in der HO". Als die Sowjets bereits die Blockade über Westberlin verhängt hatten und die Westberliner dadurch vom westlichem Warenstrom abgeschnitten waren, hielten die Machthaber der Zone es ausschließlich aus politischen Gründen für angebracht, ihr Hoheitsgebiet den buchstäblich hungernden Westberlinern als „Schaufenster" zu empfehlen.

D-Mark gegen „Tapetenmark"DIE ZEIT, 01.12.1989 Nr. 49 http://www.zeit.de/1989/49/D-Mark-gegen-Tapetenmark

Am Potsdamer Platz, unmittelbar hinter der Grenze zum sowjetischen Sektor, lockte eine Leuchtschrift: „Der kluge Berliner kauft bei der HO" — den staatlichen DDR-Läden. Darunter wurden inmitten der bizarren Trümmerlandschaft Brot, Gemüse und Geflügel angeboten. Im Frühjahr 1950 starteten Westberliner Politiker eine Kampagne gegen das Fremdgehen im Ostsektor, der Telegraf, ein sozialdemokratisches Boulevardblatt, geißelte die „Geschäftemacher, die selbst nur West-Mark einnehmen, ihre Post aber im Ostsektor aufgeben, aber auch all diejenigen, die Westgeld verdienen, jedoch im Ostsektor zum Friseur, zum Schneider, zum Schuhmacher, zur Badeanstalt und zur HO gehen, um dort mit Ostgeld zu bezahlen. Sie alle sind Schmarotzer des Freiheitskampfes der Berliner."

Parole Ost: Letzte Rettung Schwarzmarkt Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 24.06.2008)

Auf dem Potsdamer Platz stand das Columbus-Haus mit einer großen Werbung für die HO, die im November 1948 gegründet worden war. In ihren Geschäften gab es knappe Waren zu überhöhten Preisen, die aber immer noch unter denen des Schwarzmarktes lagen. Ein Kilo Butter kostete 130 Ostmark, eine Bockwurst sechs, eine Zigarette 0,80 Ostmark. Der Slogan „Der kluge Berliner kauft in der HO“ sollte suggerieren, dass der Osten überlegen war, zumal viele West-Berliner durch den günstigen Kurs Ost- gegen West-Mark der Einladung folgten, sich dort einzudecken.

23.02.1996 Berliner Kurier Potsdamer Platz - das neue Leben hat schon begonnen

Eine weiße Linie markiert die Grenze zwischen sowjetischem, britischem und amerikanischem Sektor quer über den Platz . Trizonesien . In der Potsdamer Straße wechseln Ost- und Westschaffner auf der Straßenbahnlinie 74. FDJ-Plakate und Wechselstuben. "Der kluge Berliner kauft bei der HO ! " Das gilt zunächst auch für die Westberliner. HO-Läden im Parterre und Volkspolizeiwache im ersten Stock des Cotumbus-Hauses gehen am 17. Juni 1953 in Flammen auf. Kalter Krieg.

DER SPIEGEL 51/1965 vom 15.12.1965, Seite 41 Bundeshilfe: Teurer Sprit

Dank des Währungsgefälles (damals sechs Ostmark für eine Westmark) war hinter dem Brandenburger Tor eine Flasche Branntwein zum Preis von vier Westmark zu haben.

Die DDR stimulierte das Geschäft zu jener Zeit mit Neonreklamen an der Sektorengrenze: "Der kluge Berliner kauft in der HO." Adenauers Gegenzug: Er ließ die im Bundesgebiet geltende Monopolabgabe von zehn Mark je Liter Alkohol exklusiv für die alte Hauptstadt auf 2,50 Mark senken.

DIE ZEIT, 29.01.1953 Nr. 05www.zeit.de/1953/05/Endstation-Potsdamer-Platz Endstation Potsdamer Platz ...

Und am Abend strahlte ein Mammutgerüst in Neon-Licht nach Wester herüber: „Der kluge Berliner kauft in der HO." Das alles wurde und wird nun abgebaut; der östlicie Werbe- Krieg am Potsdamer Platz um den Menschen im Westen scheint ausgekämpft.

Die russische Buchhandlung kapituliert; als erste: schon vor Monaten. Eines Morgens b.ieben die Rolläden unten. Ein paar Tage danach wurde nachts das große, kostspielige Transparert, das sich an den „klugen Berliner" wandte, d;montiert. Wieder ein paar Tage später vernageltei Arbeiter die Türen und Fenster des großen HO-3eschäftes im „Columbus"-Haus. Und jetzt, nachdem noch einmal Gerhart Eisler dort weitvernehmlich gegen den Westen wetterte, ward auch „Haus "Vaterland" geschlossen.

20 Juli 1999 Berliner Zeitung ZWISCHEN LUFTBRÜCKE UND MAUERFALL "Hier spricht das Studio am Stacheldraht"

Eine Leuchtschriftenanlage am Potsdamer Platz gab es schon seit den 50er Jahren. Als der US-Vizepräsident Johnson wenige Tage nach dem Mauerbau (und noch vor Adenauer) nach Berlin kam, wurde ihm diese Anlage vorgeführt. Johnson ermunterte den Regierenden Bürgermeister Willy Brandt, weitere solche Anlagen in Betrieb zu nehmen.

Gerhard Keiderling Notstandsprogramm gegen Arbeitslosigkeit Beschäftigung und Lebenslage in West-Berlin zu Beginn der fünfziger Jahre

Schließlich waren es die inneren Wirtschafts- und Versorgungsprobleme, die die SED zwangen, ab 1952 die Losung »Der kluge Berliner kauft in der HO« zurückzunehmen und gegen West- Berliner, die über die Wechselstuben weiterhin billige Einkäufe in Ost-Berlin tätigten, mit restriktiven Maßnahmen vorzugehen. Damit verscherzte sie sich bei ihren West- Berliner Zielgruppen das letzte Wohlwollen.

Juni 1950

Inmitten der Ruinenlandschaft um den Potsdamer Platz wird das im Krieg beschädigte neunstöckige Columbus-Haus zum Streitobjekt. Das an der Ecke Bellevuestraße/Potsdamer Platz gelegene Geschäftshaus hatte das Bezirksamt Tiergarten 1938 an den Bezirk Mitte übertragen. Jetzt verlangt das Bezirksamt Tiergarten die Rückgabe, was de facto eine Begradigung des Sektorenverlaufs am Lenné-Dreieck bedeuten würde.Ostberlin lehnt dies ab. Am 11. Juni besetzt Volkspolizei das Gebäude und nötigt Westberliner Firmen zur Räumung. Wenig später richtet die HO hier ein Kaufhaus ein, das sich mit der Losung: »Der kluge Berliner kauft in der HO« speziell an Westberliner Kunden wendet.

 

 

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last update: 23.02.2009